Noch etwas verschlafen trafen sich am Morgen des 22. September 57 Schüler:innen des Jahrgangs 12, zusammen mit ihren vier Lehrer:innen, am Weimarer Hauptbahnhof und fuhren mit zwei Bussen um 06:30 Uhr los, um unsere Bundeshauptstadt näher kennenzulernen.
Kaum waren wir dort angekommen, stand auch schon der Besuch des Deutschen Historischen Museums an, in dem die Schüler:innen eine spannende und abwechslungsreiche Führung zu „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ erhielten. Hierbei gingen sie der Frage nach, wann und wodurch man sich einem Staat zugehörig fühlt, welche Rechte (und Pflichten) sich für eine:n Staatsbürger:in dadurch ergeben, wie die Staatsbürgerschaft zu ethnischer und politischer Selektion eingesetzt wurde und sie diskutierten die Frage einer möglichen „Weltbürgerschaft“.
Betrachtete diese Ausstellung eher die Entwicklungen im „langen 19. Jh.“, führte der sich anschließende Besuch des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas sie in die jüngere deutsche Vergangenheit. 2.711 Betonstelen auf 19 000m² im Herzen Berlins, die, wenn man sich hineinbegibt, ein Gefühl von Enge und Bedrängnis, aber auch von Kälte, Stille und Einsamkeit erzeugen. Durch die engagierten Museumsmitarbeiter erfuhren sie sehr viel über die Entstehung und Erbauung des Denkmals. Sicherlich am beeindruckendsten war aber der sich daran anschließende Besuch des „Ortes der Information“, der sich unterhalb des Denkmals befindet und weltweite (Familien-) Schicksale des Holocaust eindringlich näher beleuchtet.
Nach diesem offiziellen Programm des ersten Tages fuhren wir zu unserer Jugendherberge am Berliner Ostkreuz, wo von dort aus die Schüler:innen den Abend individuell gestalten und das „junge“ Berlin kennenlernen konnten.
Der zweite Tag der Reise begann schon sehr früh, denn als erstes stand der Besuch des Deutschen Bundestages auf dem Programm. Nach einem kurzen Fußmarsch, vorbei am Brandenburger Tor, und dem obligatorischen Sicherheitscheck saßen die Schüler:innen auf einer Tribüne im Plenum des Bundestages und konnten einer äußert lebhaften Debatte zur „Finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung“, eingereicht von unserem Gesundheitsminister, verfolgen. Daran schloss sich nahtlos ein einstündiges Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten und -vizepräsidentin, Frau Katrin Göring-Eckardt, an, in dem die Schüler:innen all ihre Fragen zu aktuellen politischen Themen stellen konnten. Ein gemeinsames Foto auf dem Dach des Bundestages sowie der Besuch von dessen Kuppel schloss den Besuch des Parlamentes ab.
Nach so einem langen Vormittag war ein Mittagessen bitter nötig, das wir in der Kantine des Paul-Löbe-Hauses, dort wo die Abgeordneten ihre Büros haben oder auch die Fachausschüsse tagen, einnehmen konnten. So blieb es nicht aus, dass ein Blick auf den/ die eine:n oder andere:n Politiker:in erhascht werden konnte.
Viel Zeit zum Ausruhen blieb jedoch nicht, denn ein wichtiger Punkt stand noch im Programm: der Mauerspaziergang und das Gespräch mit einem Zeitzeugen der DDR. Hierdurch erhielten die Schüler:innen zum einen einen Einblick über den Aufbau der Mauer (-anlage); konnten sogar probieren, über ein Stück der Mauer drüberzuklettern; erfuhren von den Mauertoten und sprachen über Beweg- und Hintergründe von deren Fluchtversuch. Zum anderen erhielten sie einen Einblick vom Alltag und Leben Jugendlicher in Ostberlin und den Repressalien, die diese erdulden mussten.
Das letzte Highlight dieser Studienfahrt war der Besuch der „North Side Gallery“, die in den vergangenen Jahren immer mehr Gestalt angenommen hat und sich u.a. aktuellen sozialen und politischen Themen widmet.
Diese Stadt atmet Geschichte und unsere Schüler:innen konnten einen kleinen Einblick in diese gewinnen. Doch nach dem Programm der vergangenen zwei Tage waren sie sicherlich froh, die Heimreise antreten bzw. Berlin auf eigene Faust erkunden zu können.

C. Fernschild